Zusammenfasung

Was bedeutet EPR konkret?
Die erweiterte Herstellerverantwortung – international bekannt als Extended Producer Responsibility (EPR) – ist ein regulatorischer Rahmen, der Unternehmen verpflichtet, sich nicht nur um die Herstellung und den Verkauf ihrer Produkte zu kümmern, sondern auch um deren Sammlung, Rücknahme, Wiederverwertung und fachgerechte Entsorgung. Das Ziel ist klar: Abfälle vermeiden, Recycling fördern, Ressourcen schonen.
In Deutschland wird EPR in verschiedenen Gesetzgebungen konkret umgesetzt, allen voran:
- dem Verpackungsgesetz (VerpackG),
- dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG),
- und dem Batteriegesetz (BattG).
Diese Gesetze regeln, wie Unternehmen ihre Produkte nach Ende der Nutzungsdauer zurücknehmen, verwerten oder entsorgen müssen – samt Meldepflichten, Registrierungsanforderungen und finanzieller Beteiligung an der Entsorgungsinfrastruktur.
Zunehmend wird auch der Textilbereich relevant: Im Zuge des EU-Kreislaufwirtschaftspakets plant die Europäische Kommission die Einführung einer EPR-Pflicht für Textilien. Diese soll voraussichtlich 2025/2026 auf nationaler Ebene – also auch in Deutschland – verbindlich werden. Unternehmen aus der Mode- und Heimtextilbranche sollten sich daher bereits jetzt mit Rücknahmelösungen, Sortierung und Recycling befassen. Frankreich hat bereits vorgemacht, wie EPR für Textilien erfolgreich umgesetzt werden kann – Deutschland zieht nach.
Wer ist betroffen?
Die Antwort ist eindeutig: Alle Unternehmen, die Produkte auf den deutschen Markt bringen, die unter EPR-relevante Kategorien fallen. Das betrifft insbesondere:
- Hersteller mit Sitz in Deutschland,
- Importeure, die Waren nach Deutschland liefern,
- Onlinehändler und Marktplatzanbieter, z. B. auf Amazon, eBay oder Zalando,
- sowie Versender aus dem Ausland, die direkt an deutsche Verbraucher verkaufen.
Auch kleine Unternehmen und Start-ups sind nicht ausgenommen. Seit 2022 verlangen viele Plattformen wie Amazon einen EPR-Nachweis, um Verkäuferkonten freizuschalten. Die Einhaltung ist somit nicht nur gesetzlich, sondern auch wirtschaftlich relevant.
Was müssen Unternehmen tun, um EPR-konform zu sein?
Der Weg zur EPR-Compliance ist in der Regel klar strukturiert – aber mit Aufwand verbunden. Folgende Schritte sind notwendig:
1. Registrierung bei den zuständigen Behörden
Je nach Produktkategorie müssen sich Unternehmen bei verschiedenen Stellen registrieren:
- Verpackungen: Zentrale Stelle Verpackungsregister (LUCID)
- Elektrogeräte & Batterien: Stiftung EAR
Die Registrierung ist verpflichtend und Voraussetzung für den legalen Vertrieb.
2. EPR-Nummer beantragen
Jede Produktkategorie (Verpackung, Elektro, Batterie) benötigt eine eigene Registrierungsnummer. Diese dient als offizieller Nachweis gegenüber Behörden, Plattformen und Partnern.
3. Produktmengen melden
Unternehmen müssen regelmäßig melden, welche Mengen sie in Verkehr bringen – aufgeschlüsselt nach Materialtyp, Gewicht und Verpackungsart bzw. Gerätekategorie.
4. Lizenzgebühren zahlen
Die Gebühren werden auf Basis der gemeldeten Mengen berechnet. Sie finanzieren die Abholung, Sortierung und Verwertung durch sogenannte Producer Responsibility Organizations (PROs).
5. Recyclingquoten erfüllen
Abhängig von der Produktgruppe gelten gesetzlich festgelegte Mindest-Recyclingquoten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Rücknahme- und Verwertungssysteme diesen Anforderungen gerecht werden.

Was passiert bei Verstößen?
Wer gegen EPR-Vorgaben verstößt, geht ein hohes Risiko ein. Die möglichen Folgen sind:
- Verkaufsverbote in Deutschland, besonders auf Plattformen
- Bußgelder von bis zu 200.000 Euro
- Abmahnungen durch Wettbewerber nach dem UWG
- Reputationsverlust, besonders in der Nachhaltigkeitskommunikation
Gerade Marktplätze wie Amazon und Zalando setzen EPR-Nachweise strikt voraus. Fehlt der Beleg, kann das Verkäuferkonto gesperrt werden – mit massiven wirtschaftlichen Folgen.
EPR als strategische Chance: Mehr als nur Compliance
Viele Unternehmen sehen EPR (noch) als rein regulatorische Pflicht. Doch es lohnt sich, die Perspektive zu wechseln:
- Ein funktionierendes Rücknahmesystem kann zur Kundenbindung beitragen – z. B. durch Trade-In-Programme mit Gutschrift.
- Durch die Rückführung entstehen Zweitverwertungsmodelle – etwa als Refurbished-Angebot.
- Unternehmen erhalten mehr Kontrolle über ihre Produktkreisläufe, Datenflüsse und Materialströme.
- Wer EPR konsequent umsetzt, kann sich sichtbar als nachhaltige Marke positionieren – und regulatorischen Druck in Marktvorteile umwandeln.
👉 Wie Apple EPR & Trade-In clever kombiniert, liest du hier.
Wie koorvi Unternehmen unterstützt
koorvi ist mehr als ein Tool zur Rücknahmeverwaltung – es ist deine Infrastruktur für EPR-fähige Geschäftsmodelle. Unsere Lösung hilft dir dabei, nicht nur gesetzeskonform zu handeln, sondern Prozesse effizient und kundenzentriert aufzusetzen:
- Digitale Rücknahmeformulare mit Anbindung an CRM/ERP
- Automatisierte Mengenmeldung & Gebührenberechnung
- Tracking pro Produkt & Kategorie
- Integration von Recycling-, Refurbishment- und Logistikpartnern
- Behördengerechte Nachweise für EAR, LUCID, Marktplätze
Damit wird EPR nicht zur Hürde, sondern zum echten Wettbewerbsvorteil. Lass uns sprechen!
Häufig gestellte Fragen
Ist die EPR-Nummer Pflicht?
Ja. Ohne Registrierung bei LUCID (Verpackung) oder EAR (Elektro/Batterie) darfst du keine Produkte vertreiben. Plattformen wie Amazon prüfen diese Nummer aktiv.
Welche Produkte sind von EPR betroffen?
Alle Verkaufsverpackungen, Elektrogeräte mit Stecker oder Akku sowie Batterien. Zunehmend auch Textilien und Möbel, je nach EU-Entwicklung.
Wie bekomme ich eine EPR-Nummer?
Du meldest dich bei der zuständigen Stelle (z. B. LUCID), gibst deine Daten an, bestätigst die Mengen und erhältst deine Registrierungsnummer.
Was kostet eine EPR Nummer?
Die Registrierung ist meist kostenlos. Lizenzkosten hängen vom Material, Volumen und PRO ab – sie finanzieren Sammlung, Sortierung und Verwertung.
Was passiert ohne EPR-Nachweis?
Verkaufsverbot, Bußgelder, Abmahnungen und Plattform-Sperrung. Besonders für internationale Händler kritisch.
Welche Kosten entstehen durch die Registrierung im Verpackungsregister (LUCID)?
Die Registrierung, Datenmeldungen und Systempflege im Verpackungsregister (LUCID) sind komplett kostenlos. Es fallen jedoch separate Lizenzkosten an, die du an ein duales System (PRO) zahlen musst. Diese Gebühren richten sich nach Materialart, Menge und Verpackungstyp – und finanzieren die Sammlung und Verwertung der Verpackungen.
Was bringt mir EPR strategisch?
Es ermöglicht digitale Rücknahmeprozesse, neue Kundenkontakte und die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle – von der Second-Hand-Vermarktung bis zum Recycling.